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Infos, Tipps und Austausch zu Leben und Urlaub auf Madeira

 


Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,
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24.10.15 16:41
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Boa tarde Hans,

es freut uns wenn es Dir ein wenig gefällt.
Aber denkst Du nicht dass Dein Lob etwas zu hoch angesetzt ist?
Die Madeirenser kannten früher das Sprichwort:
"Wenn der Spender zu großzügig ist, wird der Bettler nachdenklich."

PS: Das was wir hier schreiben sind keine frei erfundenen Geschichten.
Es sind alles eigene Erlebnisse.
Die Notizen, die wir damals machten, helfen nun uns daran zu erinnern.

Adeus:
Tiago

06.11.15 11:39
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

einfachste Bauart
süße Früchte
Wallfahrer

Boa tarde

Im alten Haus der Gastgeber gibt es nur eine Badewanne mit Handbrause, was ausreichend ist für die älteren Herrschaften. Im Neubau, bei Umberta und Jose, wurde auch eine extra Dusche installiert. Aber leider zusammen mit der Wanne in einem Raum. Eigentlich etwas wenig für vier Erwachsene und zwei Kinder. Aus diesem Grunde hole ich mir bei Senhor Carlos die Erlaubnis zum Bau einer Freiluftdusche und mache mich umgehend an die Arbeit. Werkzeuge und Materialien sind im Lager- und Geräteschuppen zur Genüge vorhanden. Mit Brettern nagel ich eine Plattform zusammen, die ich abseits von der Terrasse, in eine Hausecke zwischen Gartenhaus und Hühnerstall, lege. Einen Querbalken in ausreichender Höhe, noch unter dem Taubenschlag, und einen Vorhang, den mir Umberta näht, bringe ich an. Fertig ist die Konstruktion.
Was noch fehlt, ist das Duschwasser. Im Gerätehaus hängt eine Metallgießkanne, die mir gute Dienste tun soll. Diese, gefüllt mit temperiertem Wasser und mit einem kurzen Strick an der Brause, hänge ich an den Balken. Wer nun am Seil zieht wird nass.
Ich bin nicht der einzige, der diese Gartendusche benutzt.

Am Samstagnachmittag beginnt die Feigenernte.
Zwischen Straße und Haus spendet ein prächtiger Feigenbaum den Frauen, die sich wiederum mit Handarbeit und Lesen beschäftigen, seinen Schatten.
Mit einer Anlegeleiter steigen Jose und ich in den Baum und klettern auf verschiedene Äste. Auch der kleine Pedro möchte mit nach oben, darf aber nicht über die dritte Sprosse hinaus. Beide haben wir je einen Korb und einen Bambusstock mit Haken, womit wir die entfernteren Äste zu uns heranziehen können. Der Ast, auf dem ich stehe, ragt weit über den Schuppen, auf dessen Pultdach einige Kürbisse liegen. Eine Etage unter mir, auf der Seite gegenüber, pflückt Jose in seinen Korb.
Senhora Bela sieht uns bei der Ernte zu und ermahnt uns stets: "Steigt nicht zu weit auf dem Ast nach außen, er trägt euch nicht! Vertreibt vor dem Pflücken, durch leichtes Schütteln der Frucht, die Wespen!"
Zwei Ermahnungen die ich befolge und dennoch einen Wespenstich nicht verhindern kann.
Und Jose? Jose missachtet die Warnung seiner Schwiegermutter, der Ast auf dem er steht bricht. Nun hat Jose Glück, bis auf eine Prellung am linken Knie, die ihn einige Tage humpeln lässt, kommt er unverletzt davon. Lächelnd merkt Senhor Carlos an: "Beim Flug hast du eine gute Figur abgegeben, aber die Landung musst du wohl noch einige Male üben."
"Früher haben meine Eltern die Feigen zum Mercado dos Lavradores getragen", erzählt Umberta, "um die dürftige Haushaltskasse etwas aufzubessern. Heute ernten wir nur noch zum Eigenbedarf."
Von hier oben ist die Aussicht sehr eindrucksvoll: von Ponta do Garajau bis Pico dos Barcelos, von Pontinha zu Igreja do Monte, ein Ansichtskartenblick. Rings um uns breitet sich Funchal aus.
Ein schönes Plätzchen, Sonne, Brot, Salzbutter, Feigen, ein Glas Wein und abendliche Ruhe, ein entspannter Urlaubstag neigt sich dem Ende entgegen.

Am späteren Abend kommen zwei Frauen und ein Mann o Beco herunter, klopfen an das Tor und treten ein.
"Wir sind auf dem Pilgerweg von Faja do Amo nach Nossa Senhora do Monte. Würdet ihr uns für eine Nacht beherbergen?"
Beatriz, Ivone e Jorge sind verschwägert mit Benvinda, der ältesten Tochter von Senhora Bela und Senhor Carlos.
Nun fängt es im Anwesen Jardim / Amaro an, wie in einem Bienenstock zu summen.
Os Romeiros müssen sich waschen, werden ausreichend verköstigt und alle bekommen ein wohltuendes Fußbad mit Salzwasser.
Das Nachtlager wird indessen im Palheiro hergerichtet.
Bevor sie Schlafen gehen berichten die Wallfahrer über ihren bisherigen Weg.
Dies hier ist die dritte Nacht, die die Pilger vor der Schlussetappe nach Monte verbringen.
Das erste Mal übernachteten sie in den Bergen bei Curral Jangao. Sie sind dann abgestiegen nach Quinta Grande, kamen da bei einer Tante der Geschwister unter. Und wollen morgen, bevor es richtig Tag wird, schon wieder weiter gehen.
A Romaria hat ihren Ursprung em Primavera 1911. Damals erkrankte ihre Mutter, als Kleinkind, schwer. Nahezu aussichtslos, dem Tode nahe, wurde sie mehrmals von ihren Eltern hinunter zur Capelinha do Calhau de Sao Vicente getragen. Das Kind überstand die schwere Krankheit unbeschadet. Die Familie gelobte daraufhin a Mae de Deus: "Zum Dank gehen wir alle fünf Jahre, am 15. August, nach Monte."
Da ihre Mutter, der Vater verstarb vor zwei Jahren, nicht mehr gut zu Fuß ist, erfüllen nun die Kinder uma Promessa.
"Unsere Mutter wird morgen von einem Enkel mit dem Auto nach Monte gefahren, die Stufen zur Igreja wird sie dann auf ihren Knien bewältigen. Gemeinsam fahren wir danach zurück nach Sao Vicente."

Auch wir sind am nächsten Tag auf dem Berg. Senhora Bela und Senhor Carlos kommen etwas später nach. Und wieder nehmen wir den letzten Bus der runter in die Stadt fährt. Und wieder spielt Senhor Carlos und Eva o Rajao.

Madeira maravilhosa

Adeus:
Tiago

09.12.15 14:29
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

zwei Esslöffel Rotwein
strikte Ablehnung
"Ja"

Boa Tarde

Puh, die heutige Wanderung hatte es in sich. Viele Tunnels , einige sehr schmale Levadamauern, mindestens sieben Stunden Laufzeit, darüber hatte uns Silvester zuvor informiert.
Am frühen Morgen fuhren wir mit zwei Autos los, bei Casa da Faja da Nogueira stellte Silvester sein Auto ab, stieg zu uns ein und zu dritt fuhren wir den Schotterweg zurück bis zur Straße und danach über Santana nach Queimadas. Von da a Levada do Caldeirao Verde de Baixo, zu dem kurzen aber kräfteraubenden Aufstieg zur Levada do Caldeirao Verde de Cima, dort zur Madre und danach noch nach Caldeirao do Inferno. Nun durch den langen Pico Ruivo-Tunnel und mit schon weichen Knien den Abstieg hinunter zum Kraftwerk Nogueira und zu Silvesters Auto.
"Erlebniswandern vom Allerfeinsten"

Gleich nach unserer Rückkehr in Santo Antonio werden wir von Umberta eingeladen. "Ihr beide könntet jetzt mit Sicherheit eine kleine Stärkung vertragen. Meine Mutter hat Suppe gekocht, die wird euch gut tun."
Ein großer Teller Gemüsesuppe steht dampfend vor jedem der fünf Erwachsenen.
Senhor Carlos greift nach der Korbflasche gießt seinen Esslöffel zwei Mal voll mit Rotwein und gibt ihn zu seiner Suppe hinzu.
"Nao, nao, Senhor, kannst du deine Suppe nicht ohne Wein essen?" Diese Frage stellt Senhora Bela an ihren Ehemann.
Senhor Carlos antwortet etwas brummig, aber nicht ohne verschmitzt zu lächeln: "Du solltest besser deine Suppe auch mit Wein verfeinern."
"Aber Mutter, lassen Sie doch Vater weiterhin seine ihm liebgewordenen Eigenheiten und Sie, Vater, genießen Sie bitte die Suppe so wie sie Ihnen am besten schmeckt", beschwichtigt Umberta ihre Eltern.
"Darf ich für meine Suppe auch etwas Wein haben", kaum habe ich diese Frage gestellt bekomme ich auch gleich Evas Fuß an meinem rechten Bein zu spüren.
Sofort ist Senhor Carlos bereit, großzügig von seinem Rotwein anzubieten.
Oh ja, so bekommt die Suppe eine schöne Farbe und einen besonders pikanten Geschmack.
Eva und ich bitten Senhora Bela um einen weiteren Teller Suppe, nun lässt sich meine Frau von Senhor Carlos ebenfalls Wein eingießen.

"Was ist denn nur heute da oben auf der Straße los", frage ich den inzwischen nach Hause gekommenen Jose. "Steht der amerikanische Oldtimer noch immer beim Nachbarn in der Einfahrt?"
"Ja", erwidert Jose, "heute macht ein Venezolaner seine Aufwartung bei den Eltern von Rita. Er möchte sie heiraten und dann auch mitnehmen nach Venezuela."
"Rita? Ist Rita denn schon im heiratsfähigen Alter", fragt Eva in die Runde.
"Nein noch nicht, sie ist erst siebzehn Jahre alt", antwortet Umberta "aber das kommt hier immer noch vor, dass Madeirenser, die ehemals auswanderten, zurückkommen um sich hier zu verheiraten."
Ab nun erzählen beide, sowohl Umberta als auch Jose, von solchen Begebenheiten.
"Es kommen junge sowie auch ältere Männer, mieten sich hier auf der Insel einen solch schicken Schlitten, machen damit mächtig Eindruck auf unsere junge Weiblichkeit und imponieren auch mit ihrer Protzerei deren Eltern. Unsere Mädchen lassen sich da oft auf ein Abenteuer ein, von dem niemand recht weiß, wie es tatsächlich um den Freier bestellt ist. Ist er wirklich ledig, ist er wirklich kinderlos oder ist er Witwer und hat mehrere Kinder? Hat er wirklich solch ein Vermögen, wie er vorgibt zu haben, oder prahlt er hier nur und ist zu Hause arm wie eine Kirchenmaus? Ein Überprüfen der tatsächlichen Verhältnisse mit unseren Möglichkeiten ist unmöglich.
Sicher, es gibt auch angenehme Nachrichten von Paaren, deren Verehelichung zu großem Glück für beide führte.
So manche Neuigkeit aus der Fremde wird aber auch von den noch hier lebenden Angehörigen geschönt und bewusst zum Positiven der jungen Frau verändert.
Wir kennen Frauen, die enttäuscht zurückkamen, gedemütigt und verarmt - mitunter auch ein Kind unter dem Herzen oder an der Hand, die sich dann zurückzogen in ihre kleine, einsame Welt die sie so heftig getäuscht hat.
Zur heutigen Zeit hat sich diese Unart erheblich reduziert, in meiner Jugend, so Mitte bis Ende der fünfziger Jahre, waren diese "neureichen Madeirenser aus Übersee" nahezu täglich mit den chromblitzenden Karren auf Tour. Nicht nur auf a Avenida do Mar auch auf anderen Straßen in Funchal so wie der Außenbezirke waren sie unterwegs. Diese Kerle wussten genau wann und wo sich junge, hübsche Mädchen aufhielten."

"Auch mir", so erzählt nun Umberta allein weiter, "kam damals so einer in die Quere.
In diesen Jahren hatten wir, die unterhalb der Straße wohnten, noch keine Trinkwasserleitung zu unseren Häuser verlegt, demnach ging auch ich nahezu täglich hoch zum Brunnen um für uns Frischwasser zu holen. Mitunter eine mühsame Angelegenheit, mal floss reichlich Wasser, dann wieder war es nur ein dünner Strahl und es dauerte dementsprechend lange bis mein Behälter ausreichend gefüllt war. Einen schönen Nebeneffekt hatte die Wartezeit aber oft dennoch. Wir jungen Dinger konnten untereinander Neuigkeiten austauschen, aber auch den Jungs aus der Nachbarschaft, das darf ich ja heute so sagen, schöne Augen machen. Da wir von den Eltern angehalten waren unser Grundstück so wenig wie möglich zu verlassen, eine willkommene Gelegenheit und Abwechslung die wir nur zu gerne wahrnahmen.
Und so kam es auch, dass mich ein etwas älterer Mann auf dem Heimweg ansprach, um meinen Namen bat und fragte, wo meine Eltern wohnten. Selbstverständlich habe ich ihm keine Auskunft gegeben. Außerdem nahm ich, mit der Wasserkanne auf dem Kopf, nicht den direkten Weg, sondern ging über Pfade mit langem Abstieg und mühsamem Aufstieg nach Haus.
Am übernächsten Tag stand dann doch, bei meiner Heimkehr aus der Nähschule, ein riesiges Vehikel bei uns vor dem Treppenabgang. Mir war schon klar, was das bedeutete.
Er, wie er meiner Mutter erklärte, ein nach Kanada ausgewanderter Madeirenser, verwitwet, einen zehnjährigen Sohn, erwartete mich mit einem großen Strauß Blumen und bat mich, ihn anzuhören.
Meine Antwort: Nein!"

Jose nimmt Umberta in seine Arme, gibt ihr einen Kuss und sagt: "Mir armen, ledigen, kinderlosen, daheimgebliebenen Madeirenser hast du das "Ja" Wort gegeben, e por isso eu te amo"

Madeira maravilhosa

Adeus:
Tiago

25.12.15 10:52
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Sexta-feira
Sabado
Domingo

Bom dia

Freitagnachmittag
Für Senhor Amadeo, einen Schwager von Senhora Bela, haben wir eine Mundharmonika mitgebracht, die er sich bei unserem Urlaub im vergangenen Jahr gewünscht hat. Ein deutsches Markenprodukt musste es sein, meinte er, von dem er sich eine noch bessere Qualität seiner Musikdarbietung verspricht.
Er wohnt, mit seiner Familie, oben nahe a Quinta do Falcao, in einem schönen Anwesen, welches er sich, jung verheiratet, als erfolgreicher Peixeiro gekauft hat.
Eva und ich machen uns auf den Weg um die Hohner an Senhor Amadeo zu übergeben.
Der, trotz seiner fünfundsiebzig Jahre, noch recht muntere Herr spielt sofort, mit viel Hingabe, seine ihm vertrauten Melodien.
In den Pausen, die er zur Erholung braucht, erzählt er uns von seiner Kindheit und vom Leben der Fischer in Camara de Lobos wo er geboren und aufgewachsen ist.
"Wir Kinder des Dorfschullehrers hatten es im Alltag etwas leichter als so manches Kind der Fischerfamilien in unserer Nachbarschaft. Während die meisten von ihnen, genau wie ihre Mütter und Väter, keine Schuhe an den Füßen hatten, trugen wir ständig welche. Wie oft habe ich mich danach gesehnt, barfüßig mit ihnen auf der Straße zu spielen, aber nichts da, Mutter erlaubte es nicht. Gestattet war es nur bei uns im Garten oder unter Aufsicht am Meer.
Unsere Mutter, die selbst eine musikalische Erziehung genoss, führte uns in die traditionelle Inselmusik ein. Sie lehrte uns, meine zwei älteren Schwestern und mich, an verschiedenen Musikinstrumenten. Dabei fühlte ich schon bald, dass das Aufspielen mit einer Mundharmonika mir den größten Spaß bereitete.
Schwimmen lernte ich erst als Jugendlicher, als ich schon o Liceu in Funchal besuchte. Denn daheim war der Aufenthalt am und im Wasser ohne Eltern auf das strengste untersagt. Dafür musste ich an den Wochentagen bei meinem Vater dem Schulunterricht folgen und an Sonn- und an Feiertagen als Ministrant dem Priester dienen. Na ja, in die Kirche gingen die anderen Kinder auch regelmäßig, aber zur Schule nicht. Oft dachte ich mir, die haben es schön, mit denen möchte ich tauschen.
Die Fischerfamilien erschienen an Sonntagen stets gemeinsam in der Kirche, alle im Sonntagskleid beziehungsweise im guten Anzug und sauberem Oberhemd. Einige der Männer trugen sogar eine Krawatte. Aber immer mit nackten Füßen, ich nehme an, dass sie keine Schuhe besaßen. Auch in der Stadt erschienen sie ohne Schuhe, verkauften ihre Fische, machten Krankenbesuche im Hospital oder erledigten Besorgungen und Einkäufe.
In besonders dunklen Nächten entzündeten die Frauen der Fischer, an ausgesetzten Stellen unserer Hafenbucht, große Holzfeuer um ihren Männern die Heimkehr zu erleichtern. Mehrmals im Jahr fand aber dennoch so ein kleines Fischerboot den rettenden Hafen nicht. Dann war die Trauer groß. Mit einem mal griff die Solidarität wieder. Den betroffenen Familien wurde, wenigstens vorübergehend, geholfen.
Wenn das Meer hin und wieder gnädig war, wurde ein verunglückter Fischer an Land gespült. Der Tote wurde von seiner Familie zu Hause aufgebahrt und eine mehrstündige Totenwache abgehalten. Trauerfrauen aus dem Ort leiteten deren Ablauf, stimmten die Lieder an und sprachen Gebete."
"Nun genügt es aber, Senhor Amadeo", unterbricht Senhora Olivia dessen Redeschwall. "Die jungen Leute haben genug von deinen traurigen Erinnerungen, lasst uns zu Erfreulicherem kommen. Mein lieber Ehemann, hole endlich deinen Wein, biete unseren Gästen etwas zu trinken an und kommt, a Espetada ist fertig."

Samstagabend
Ein lauschiger Abend, Ruhe kehrt ein, Schlafenszeit.
Senhora Bela und Senhor Carlos haben sich schon für die Nacht zurückgezogen.
Auch wir sagen boa Noite zu Umberta und Jose und begeben uns auf unser Zimmer.
Es klopft an der Tür und Umberta fragt, "Darf ich hereinkommen, ich habe euch noch etwas zu sagen."
"Ja, bitte," antwortet Eva, während ich aus dem Badezimmer hinzu komme.
"Dem Haus steht um Salto, uma Surpresa bevor, ich habe da etwas zu Ohren bekommen," spricht Umberta zu uns, "behaltet eure Kleider an, löscht das Licht und verhaltet euch ruhig, bis dass ihr die Musik hört, dann kommt wieder nach draußen."
Ein Überfall, eine Überraschung? Das ist ja spannend.
Nach kurzer Zeit bellt Maravilha, beruhigt sich dann aber wieder.
Schon bald darauf schlägt der Hund wieder an, nur dieses Mal mahnt ihn Senhor Carlos zur Ruhe.
Dann am Tor heftiges Klopfen, einsetzende Musik. Was ist denn da los?
Die Außenbeleuchtung wird eingeschaltet.
Im Eingangsbereich, vor dem Haus auf der Terrasse stehen etwa zwanzig Frauen, Männer und auch Kinder. Nachbarn und Bekannte, die sich verabredet haben.
Einige Frauen tragen Körbe bei sich, in denen sie Pao, Queijo, Chourico, Frutas e Bolos für diesen Abend mitbringen. Agua e Vinho wird das Haus wohl selbst zur Genüge haben?
Die Männer sorgen auf ihren Instrumenten für die Folkloremusik. Ziehharmonika, Flöte, Gitarre und Kastagnette werden gespielt. Besonders Senhor Carlos com o Rajao und Senhor Amadeo com sua Gaita tun sich hervor.
Bis einige Zeit nach Mitternacht machen die Männer Musik, die Frauen und auch Kinder singen und tanzen, Eva und ich mitten dabei. Inzwischen sind die Kleinsten eingeschlafen oder liegen ruhig, etwas abseits des Trubels.
Auch von der Schäferhündin Maravilha hört man keinen Laut mehr.

Sonntagmorgen
Obwohl in der vergangenen Nacht der Schlaf etwas zu kurz kam, fahren wir mit Umberta und Jose wie geplant zur Nordseite der Insel, um dort die höher gelegenen Ortsteile von Boaventura zu erkunden. Wandern entlang der Levada dos Tornos, spazieren durch Quebrada und Lamaceiros und zum Abschluss durch Faja do Penedo.
Hier ist das alljährliche Kirchenfest kurz nach der Prozession, seinem sonntäglichen Höhepunkt, angekommen. Noch spielt die Blaskapelle religiöse Lieder, wechselt aber schon bald, da sich immer mehr junge Leute auf dem Platz einfinden, zu traditioneller und neuerer Musik. Wir zwei Männer holen uns an einem Stand Espetada und Vinho und gehen zu den Feuerstellen. Unsere Frauen kaufen Bolo de Caco com Manteiga com Sal. Genüsslich verzehren wir alles, kein Krümel bleibt übrig.
So gestärkt und wieder einigermaßen hergestellt, gehen wir über den Platz in Richtung Joses Auto.
In diesem Moment fällt wohl einem der jungen Männer auf, dass ich meine Haare recht lang, nach der mitteleuropäischen Mode, trage. Spontan fängt er an zu singen, gleich darauf stimmen die anderen Jungs und Mädchen ein und die Kapelle spielt die Melodie dazu. Auch Umberta, Eva und Jose singen den kurzen, sich ständig wiederholenden Text mit. Da ich die gesungenen Wörter nicht einordnen kann, singe ich nicht, ich lächel nur.
Wir sind schon am Auto angekommen und hören noch immer dieses Lied: "Vai cortar o Cabelo, vai cortar o Cabelo".

Madeira maravilhosa

Adeus:
Tiago

Zuletzt bearbeitet am 29.12.15 12:34

27.12.15 13:10
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Boa tarde

In den Erinnerungen namentlich Erwähnte:

1 Tiago
2 Eva Frau von 1
3 Melanie Tochter von 1/2
4 Stefan Sohn von 1/2
5 Senhor Carlos Patrao
6 Senhora Bela Patroa, Frau von 5
7 Jose Schwiegersohn von 5/6
8 Umberta Frau von 7, Tochter von 5/6
9 Pedro Sohn von 7/8
10 Lydia Tochter von 7/8
11 Paulo Sohn von 7/8
12 Joao Schwiegersohn von 5/6
13 Benvinda Frau von 12, Tochter von 5/6
14 Carla Enkeltochter von 12/13
15 Agostinho Sohn von 5/6
16 Denis Frau von 15, Schwiegertochter von 5/6
17 Senhor Manuel Bruder von 6
18 Senhor Isidro Schwager von 5/6
19 Senhora Curacao Frau von 18, Schwester von 5
20 Silvester Mann von 36, Sohn von 18/19
21 Senhor Rodrigo Schwager von 5/6
22 Senhora Fernanda Frau von 21, Schwester von 5
23 Fermino Sohn von 21/22
24 Salome Frau von 23
25 Senhor Amadeo Schwager von 5/6
26 Senhora Olivia Frau von 25, Schwester von 6
27 Beatriz Schwester von 12
28 Ivone Schwester von 12
29 Jorge Bruder von 12
30 Rita jung Nachbarin von 5/6, 7/8
31 Alvaro Schulfreund von 7
32 Senhor Figueira Opa von 31
33 Filomena Frau in Santana
34 Senhor Celestino "Tino" Casa Pico Ruivo
35 Senhor Paulo Händler am Markt
36 Constanca Frau von 20
Maravilha Schäferhündin im Haus 5/6, 7/8

Adeus:
Tiago

Zuletzt bearbeitet am 20.09.16 21:50

28.12.15 12:01
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Ein Versuch Danke zu sagen

Boa tarde

Dies sind keine Berichte über Madeira,
es sind Erinnerungen die so nur in Madeira entstehen konnten.

Mein Notizbuch klappe ich nun zu, alles was ich in den Urlauben der siebziger Jahre auf Madeira notiert habe ist nun bearbeitet.
Zurück in den Schrank damit, da hin zurück wo es in den vielen Jahren friedlich lag und verstaubte.
Niemals hätte ich daran gedacht, mich in solch einem umfassenden Rahmen noch einmal damit zu beschäftigen.
Bis dann Frau Iris mich aufforderte in meinen Notizen zu kramen.
Die Leser denen meine Eintragungen im Forum gefallen, sollten sich daher zuerst bei ihr bedanken.

Ich sage DANKE: meiner Frau Eva, Umberta und Jose und allen Lesern welche durch das anklicken des Herzchens mich motiviert haben.

Was wir beginnen, führt auch einmal zum Ende.

Adeus:
Tiago

28.12.15 13:12
iris 

Administrator

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Lieber Tiago,

nicht du, wir haben zu danken, dass du uns an deinen Erinnerungen teilnehmen ließest.
Mein Anteil war höchstens, dich bei deiner Entscheidung für das Niederschreiben zu unterstützen. Die Aufgabe, deine Erinnerungen hoch zu holen und niederzuschreiben, blieb dir überlassen.
Schade, dass es nun schon zu Ende sein soll.
Es ist zwar indiskret, aber es wäre schön zu wissen, was aus allen geworden ist, ob und mit wem ihr noch Kontakt haltet und natürlich auch, ob ihr eure Lieblingsinsel immer noch (und nicht nur aus der Ferne) genießt und man die Möglichkeit hat euch auf Madeira anzutreffen.

Cumprimentos cordiais e muito obrigada

Viele Liebe Grüße an dich und deine Liebsten

iris

28.12.15 20:55
Hans 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Hallo Tiago,

ich kann mich den Zeilen von Iris nur anschließen und finde es ebenfalls schade dass es nun zu Ende ist.

Du hast dir sehr viel Arbeit gemacht und viel Energie rein gesteckt um uns an deinen Erinnerungen teilhaben zu lassen und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Deine treuen Leser werden deine Erinnerungen vermissen.

@iris danke dass du Tiago so toll angestupst hast

Servus
Hans

29.12.15 13:11
Torwarttrainer 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Boa tarde

Liebe Iris,
um wenigsten einige Deiner Fragen zu beantworten, möchte ich Dich bitten bei:
a) Madeirenser erinnern sich - Familientreffen 2015 Teil 1
b) Persönliche Erinnerungen aus den frühen siebziger Jahren - Sonntag am Meer, unverändert
nachzulesen.

Boa tarde Hans,
es war mir eine Ehre.

Adeus:
Tiago

29.12.15 14:16
iris 

Administrator

Re: Persönliche Erinnerung aus den frühen siebziger Jahren,

Torwarttrainer:
Boa tarde

Liebe Iris,
um wenigsten einige Deiner Fragen zu beantworten, möchte ich Dich bitten bei:
a) Madeirenser erinnern sich - Familientreffen 2015 Teil 1
b) Persönliche Erinnerungen aus den frühen siebziger Jahren - Sonntag am Meer, unverändert
nachzulesen.

Boa tarde Hans,
es war mir eine Ehre.

Adeus:
Tiago



Lieber Tiago,
vielen Dank für die Nachträge.
Ich wünsche euch allen noch viele gemeinsame erinnerungsträchtige Zusammentreffen, egal ob auf Madeira oder im Jura.
Dass sich viel gewandelt hat ist unbestritten, aber für euch findet sich doch bestimmt ein Fleckchen, an dem ihr alten Tagen nachträumen oder positive künftige Erinnerungen anlegen könnt.

Viel Freude, Liebe, Glück und Gesundheit im neuen Jahr
iris

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