Auch wenn wir in den letzten 2 Wochen lange unterwegs waren, viele Levadas und andere Wege erwandert haben und jede Gelegenheit, einen Seitentunnel, eine Brücke, eine Treppe, oder eine Leiter zu erforschen wahrgenommen haben, möchte ich hier nicht den Eindruck eines Kilometer- oder Höhenmeter-fressenden Zeitgenossen hinterlassen. Vielmehr war Madeira für mich ein Feuerwerk der Sinne: Gut, den Tastsinn stellen wir mal voran, um beim Wasserwaten und dem Ertasten der Tunnels zu bleiben. Den "Kratzsinn", verursacht durch Stechginster und Brombeeren, habe ich mir selbst zuzuschreiben. Der Geruchssinn wurde auf unseren Touren mit Reizen beliefert, die gar nicht mit Worten ausgedrückt werden können. Ich meine hier nicht das Sammelsurium von Parfums und After Shaves, gemischt mit Zigarettenrauch und Schweiss, das einem zwischen Ribeiro Frio und den Balcoes entgegenschwappt oder- nein dieses Thema lassen wir hier... Es sind eher die Düfte der Blüten und Bäume, die sich nach jeder Kurve durch den Wind neu mischen, der etwas modrige, feuchte Atem aus den Schluchten oder wilde Gewürze, die immer wieder zum Rätseln und Durchatmen Anlass geben. Immer wieder wird auch der Geschmacksinn gefüttert mit Früchten wie Heidelbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Feigen, Passionsblumen-Früchten und vielem mehr. Auch die Ohren kommen nicht zu kurz: Abseits der Strassen und dem Rummel taucht man sehr schnell in eine wunderbare Ruhe ein, die auf den Levadas von einem monotonen Rauschen des Wassers bereichert wird. Manchmal wird es richtig laut, wenn ein Wasserfall naht. Allgegenwärtig auch das Vogelgezwitscher und das nervöse Geraschel im Unterholz von den aufgeschreckten Eidechsen. Ich könnte auch stundenlang der Brandung in Arco do Sao Jorge zuhören und die immer währende Kraft des Wassers spüren. Und natürlich werden auch die Augen verwöhnt mit stets wechselnden Ausblicken auf unendlich scheinende Wälder, tiefe unzugängliche Täler, wilde Bergkämme und ab und zu in der Ferne das Blau des Meeres. Es ist die Vielfalt der Bäume, Gebüsche, Blüten und all der anderen Gewächse, die eine Wanderung auf Madeira unvergessen machen, ein Meer von tausend Grüns mit ebensovielen verschiedenen Farbtupfern. Wasserläufe wechseln alle paar Schritte ihre Farben, schaut man vorwärts, scheinen sie rötlich zu schimmern, schaut man zurück, leuchten sie blaugrün oder gelblich. Sonnenlicht wird gebrochen im Sprühregen der Wasserfälle. Und, was mich eigentlich am meisten fasziniert hat, sind die Farben, Oberflächen und Formen auf der Halbinsel Sao Lourenco, ein Paradies. Wir haben für die paar Kilometer Stunden gebraucht, weil jeder Schritt eine neue Welt von Farben und Oberflächen eröffnet hat. Und wenn sich das Licht verändert bis zum Rückweg, sieht sowieso alles wieder ganz anders aus. Wer gerne photographiert, sollte am frühen Morgen gehen, am besten die Mittagshitze an einem der wenigen Schattenplätze verbringen
und am späteren Nachmittag zurückschlendern. Ein paar Häppchen gefällig?
Der Bericht ist nun zu einer Liebeserklärung an die wunderbare Natur Madeiras geworden. Wer es einmal erlebt hat, den lässt die Erinnerung einfach nicht mehr los.
ich schließe mich der Meinung von wauzih an, einfach wunderbar ausgedrückt, wie man die Insel so vielfältig mit allen Sinnen wahrnehmen kann! Danke für den Beitrag!